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AutorenbildEdmund Cramer

Vom Caravaning-Händler zum Caravaning-Unternehmer

Der Caravaning-Handel als Geschäftsmodell

Die Caravaning-Branche hat in den letzten Jahren geboomt, und während immer mehr Menschen die Freuden mobilen Reisens entdecken, stehen traditionelle Caravaning-Händler vor entscheidenden unternehmerischen Herausforderungen. Wenn ich meine Gespräche der letzten Monate mit Caravaning-Händlern zusammenfasse, dann könnte das in Summe vielleicht so klingen:

 

„Mein Caravaning-Fachhandel hat in den letzten Jahren gute Umsätze und Gewinne erzielt, aber ich habe das Gefühl, dass wir uns weiterentwickeln müssen, um zukunftsfähig zu bleiben. Ich arbeite fast jeden Tag bis spät in die Nacht und werde nicht fertig. Und täglich kommen neue Anforderungen auf mich zu. Ich soll digitaler werden, nachhaltiger agieren und neuen Mitarbeitern eine tolle Work-Life-Balance bieten. Die Hersteller lassen sich immer neue Spielregeln einfallen und unsere Regierung ist von Bürokratie-Abbau weiter entfernt denn je. Alle wollen etwas von mir, und wer denkt an mich? Ich bin mittlerweile hin und her gerissen. Einerseits möchte ich, dass unser Geschäft weiterwächst und dabei ein besseres Gleichgewicht zwischen Arbeit und Freizeit finden. Und gleichzeitig wünsche ich mir manchmal, dass mir einfach jemand den Laden abkauft und ich meine Ruhe habe“.

 

Meine - vermutlich provokante - These dazu lautet: Wir haben zu viele Caravaning-Händler und zu wenig Caravaning-Unternehmer im Markt.

                                                                             

Viele Caravaning-Händler sind vor Jahren (Jahrzehnten) damit gestartet, Fahrzeuge zu verkaufen, zu reparieren oder zu vermieten. Sie sind mit ihrem operativen Geschäft langsam, aber stetig gewachsen, d.h. mehr Marken, mehr Mitarbeiter, mehr Umsatz und in vielen Fällen auch mehr Gewinn. Bloß: Dahinter steckte keine wirkliche Strategie. Der Markt hat sich halt einfach dahin entwickelt und die Firmen sind organisch mitgewachsen. Zwar wurden die Handelsbetriebe größer. Die Händler selbst blieben aber Händler, die eher „im“ als „am“ Unternehmen arbeiten. Sie wurden keine wirklichen Unternehmer. Sie haben das nicht gelernt und viele wollen es nicht einmal. Wie sagte ein Händler kürzlich zu mir: „Ich wollte doch immer nur Wohnwagen für den Urlaub verkaufen und jetzt habe ich 40 Mitarbeiter und muss mich um allen Sch… kümmern“. 

 

Die Biographien ähneln sich: Viele Händler haben den Übergang vom Handwerker oder Verkäufer zum strategisch handelnden Unternehmer nicht vollzogen. Nicht durch strukturierte unternehmerische Aus- und Weiterbildung fanden sie zu ihrem Geschäft, sondern durch Passion. Händler, die aus reiner Begeisterung für mobiles Reisen ins Geschäft einstiegen, getrieben von einer Mischung aus Leidenschaft für Fahrzeuge und Technik, befinden sich plötzlich in einer Welt, in der unternehmerische Visionen gefordert sind.

 

Das Dilemma lautet also:


Viele Händler denken weiterhin wie Caravaning-Verkäufer oder -Monteure und nicht wie Unternehmer, deren Geschäftsmodell der Caravaning-Handel ist.

 

Warum aber sind so viele Händler in dieser (alten) Welt stecken geblieben? Aus meiner betriebswirtschaftlichen Perspektive habe ich darauf 7 Thesen. Diese sind Problem und Lösung zugleich.

 

  1. Arbeit im Unternehmen statt am Unternehmen: Viele Händler sind in der täglichen Routine gefangen und finden (nehmen sich) keine oder nur sehr wenig Zeit, um systematisch (!) über die Zukunft ihres Unternehmens nachzudenken. Statt sich um Marketing, Personalentwicklung und den Aufbau strategischer Partnerschaften zu kümmern, beschäftigen sie sich mit Verkäufen, Reklamationen und manchmal sogar noch mit Reparaturen.

  2. Inkonsequente Delegation: Aufgaben wurden und werden nicht konsequent genug auf Mitarbeiter delegiert. Es gibt keine Systeme für die Übertragung von Aufgaben und Zielen inklusive Kontrolle. Probleme landen zu häufig zur Bearbeitung und Entscheidung beim Chef.

  3. Ineffiziente Prozesse: Arbeitsabläufe haben sich im Laufe der Zeit „einfach so entwickelt“. Sie wurden aber nie unter dem Aspekt der Effizienz gestaltet.

  4. Halbherzige Digitalisierung: Klar, Systeme sind überall im Einsatz. Aber sie werden nicht hinreichend angewendet und schon gar nicht konsequent weiterentwickelt. Hauptsache die EDV läuft irgendwie … das der gleiche Motor die doppelte Drehzahl erreichen könnte wird nicht realisiert.

  5. Fehlendes Zeitmanagement: Der Tagesablauf des Händlers folgt den operativen Anforderungen und nicht den wichtigen Themen. Es werden keine „Chefzeiten“ für strategisches Denken und Arbeiten geblockt. Zeiten um „am Unternehmen“ zu arbeiten werden zu schnell für operative Arbeiten hergeschenkt.

  6. Ungenügender Blick über den Tellerrand: Andere Händler sind weiter, andere Branchen auch. Der Händler nimmt sich zu wenig Zeit, um sich mit den großen Trends und deren Umsetzung zu beschäftigen. Um von anderen zu lernen oder zu adaptieren.

  7. Unprofessionelle Mitarbeiterentwicklung: Mitarbeiter werden eingestellt, aber nicht professionell genug entwickelt. Nicht geschimpft ist gelobt genug. Weiterbildung erfolgt, wenn es gar nicht mehr anders geht. Mittelfristige Entwicklungspläne gibt es nicht. Fachkräftemangel hin oder her: die Notwendigkeit einer fundierten Personalstrategie ist noch immer nicht von allen erkannt.

 

Aus dieser Nicht-Entwicklung zum Caravaning-Unternehmer entstehen Risiken.

 

Der Markt entwickelt sich weiter, während mancher Händler stehen bleibt. Es kommt zu Schwierigkeiten bei der Unternehmenssteuerung, die aus dem Mangel an unternehmerischen Fähigkeiten resultieren. Die potenziellen Risiken liegen auf der Hand: Verlust von Umsatz- und damit Marktanteilen, verringerte Gewinnmargen, erhöhter Stress und Burnout-Gefahr. Letztlich ein instabiles Geschäftsmodell mit dem Risiko des unternehmerischen Scheiterns, zumindest aber Stagnation. Sowas ist nicht nur Folge von rückläufigen Märkten, sondern auch von fehlender unternehmerischer Entwicklung.

 

Parallel dazu erleben wir gerade einen beginnenden Konzentrationsprozess im Handel. Neue Player, z.B. Investoren oder Autohäuser, kommen auf den Markt. Bestehende große Caravaning-Händler versuchen noch größer zu werden. Der Caravaning-Fachhandel wird sich - genauso wie andere Handelsbranchen - dem Wandel nicht entziehen können. Wir stecken bereits mittendrin. Am langen Ende könnten – wie in anderen Branchen auch - zwei Gruppen übrigbleiben:


  • Die kleinen Markt-Teilnehmer, deren finanzieller Erfolg auf eigener „Ausbeutung“ familiärer Ressourcen basiert, z.B. durch niedrige Vergütung bei gleichzeitig überdurchschnittlichem Zeiteinsatz, weil Prozesse und IT immer hinterherhinken.

  • Und auf der anderen Seite Markt-Teilnehmern, die sich stetig professionalisieren, den Caravaning-Markt mit Weitsicht und klaren Strategien entwickeln und die vielleicht sogar aufgrund ihrer erreichten Betriebsgrößen punktuell den Markt dominieren werden.

 

Und nun? Kopf in den Sand stecken? Bloß nicht! Es geht in vielen Fällen um das Lebenswerk und die Altersvorsorge. Wollen Sie Caravaning-Unternehmer werden? Dann machen Sie sich auf den Weg.


Station Nr. 1: Selbstreflexion

Der erste Schritt ist die Erkenntnis. Reflektieren Sie Ihre Situation selbstkritisch. Woher kommen Sie, wo stehen Sie heute? Und wohin wollen Sie? Diskutieren Sie mit Ihrer Familie, integrieren Sie vertraute Menschen. Dann treffen Sie eine bewusste Entscheidung und machen sich auf den Weg.


Station Nr. 2: Lernen

Beginnen Sie Ihre eigene Lernreise. Ihre persönliche, fachliche und methodische Weiterbildung ist essenziell. Wo haben Sie Nachholbedarf? Schärfen Sie Ihre unternehmerischen Fähigkeiten. Integrieren Sie sich in Unternehmer-Austauschrunden. Werfen Sie einen Blick über den Zaun und sammeln wertvolle Einblicke, um Ihren eigenen Betrieb zu gestalten.


Station Nr. 3: Arbeitsmethodik

Machen Sie sich vertraut mit modernen Tools und Methoden, um vom operativen zum strategischen Denken zu wechseln. Arbeiten Sie anders als bisher. Nutzen Sie Ihre Zeit anders als bisher. Wenden Sie die neuen Methoden zuerst selbst an. Und nehmen Sie dann Ihre Mitarbeiter mit.


Station Nr. 4: Führen & Kommunizieren

Verabschieden Sie sich von der Idee, dass Sie alles wissen und können müssen. Investieren Sie Ihre Zeit stattdessen lieber in den Ausbau Ihrer Führungskompetenz. Lernen Sie zu delegieren. Arbeiten Sie an Ihren kommunikativen Fähigkeiten. Werden Sie zu einer Führungskraft, der man gerne folgt.

 

Sie haben es beim Lesen sicherlich gemerkt: Alle Stationen starten bei Ihnen selbst. Der Weg zum Caravaning-Unternehmer kann gar nicht anders beginnen. Schauen Sie zuerst nach Innen und dann nach außen.

 

Als Caravaning-Unternehmer sind Sie nicht der erste Verkäufer oder beste Monteur, sondern Visionär und Führungskraft. Dies öffnet Türen zu neuen Geschäftschancen, ermöglicht es Ihnen, Trends frühzeitig zu erkennen, und schafft eine stärkere Bindung zu Ihrem Team. Der Schritt zum Caravaning-Unternehmer mag herausfordernd sein, ist aber essenziell für nachhaltigen Erfolg.

 

Werden Sie Caravaning-Unternehmer!

 

Händler, die sich diesen Herausforderungen stellen, die den Übergang zu echten Unternehmern meistern, werden in der sich verändernden Landschaft nicht nur überleben, sondern prosperieren. Davon bin ich fest überzeugt.


Die Caravaning-Welt braucht mehr als nur Händler; sie braucht Unternehmer, die die Branche in die Zukunft führen. Für diejenigen, die bereit sind, diesen Übergang zu vollziehen, wartet ein Horizont voller Möglichkeiten. Es ist an der Zeit, dass sich jeder Caravaning-Händler fragt: "Wo will ich in dieser sich verändernden Landschaft stehen?".

 

Mein letzter Satz gilt den Nachfolgern in unserer Branche: Viele junge Frauen und Männer machen uns derzeit vor, wie die Zukunft aussehen kann. Sie positionieren die Betriebe mit Leidenschaft, Ideen-Reichtum und einer großen Bereitschaft zu Veränderung und Digitalisierung. Liebe Väter und Mütter, Tanten und Onkel: Unterstützt Eure Nachfolger dabei aktiv, als Unternehmer zu agieren – und nicht der beste Monteur oder Verkäufer zu werden. Falls Sie Hilfe bei der Umsetzung brauchen, nehmen Sie gerne Kontakt zu uns auf.


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